Die deutsche Biotechnologie-Branche 2017

Die Biotechnologie etabliert sich immer mehr als Wachstumsmotor. Zentrale wirtschaftliche Kennzahlen wie Umsatz, Mitarbeiter und Forschungsinvestitionen sind 2016 kräftig gestiegen. Das geht aus dem aktuellen BIOCOM-Report „The German Biotechnology Sector“ hervor, der Anfang Mai erschienen ist und seit 2005 jährlich auf Basis der Kriterien der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in einer Firmenumfrage von biotechnologie.de erhoben wird. Mehr als 500 Firmen haben in diesem Jahr an der Befragung teilgenommen.

Abbildung: Anzahl der deutschen Biotech-Unternehmen
(in blau: dedizierte Biotech-Unternehmen; in orange: sonstige biotechnologisch aktive Unternehmen)


Hohe Investitionsbereitschaft

Demnach haben die 615 dedizierten Biotech-Firmen einen Umsatz von 3,54 Mrd. Euro erwirtschaftet. Ein kräftiges Plus von 8% gegenüber dem Vorjahr, das sowohl durch die medizinisch aktiven Biotech-Firmen (+8,1%; 2,46 Mrd. Euro) als auch die Unternehmen in der industriellen Biotechnologie (+9,5%; 267,6 Mio. Euro) getrieben wurde. Ähnlich positiv ist der Trend bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E): Mit 1,1 Mrd. Euro (+6,3%) hat sich dieser Wert nun zum zweiten Mal seit 2010 über der Milliardenmarke stabilisiert und belegt laut Analyse die wachsende Investitionsbereitschaft der Branche, sowohl bei den börsennotierten Unternehmen (+16%, 423 Mio. Euro) als auch den privaten (+1%, 681 Mio. Euro).

Abbildung: Umsatz (in blau) und F&E-Aufwendungen (in orange) der deutschen Biotech-Unternehmen


Arbeitsplatzmotor Biotechnologie

Die Zahlen zeigen zudem, dass das meiste Kapital in die Entwicklung neuer Therapien und Diagnostika (+6,6%, 910,8 Mrd. Euro) gesteckt wurde. Im Vergleich zum Vorjahr floss 2016 aber auch mehr Geld in die Bioinformatik (+7,3%, 13,2 Mio. Euro) und die industrielle Biotechnologie (+6%, 51,2 Mio. Euro). Hinsichtlich der Mitarbeiter geht es laut BIOCOM-Report ebenfalls bergauf.  Für 2016 wurden insgesamt 20.280 Arbeitsplätze (2015: 19.010) bei den dedizierten Biotech-Firmen gezählt, was einem Zuwachs von 1.270 (+6,7%) entspricht. Hinzukommen weitere 22.000 Mitarbeiter (+8,6%) bei den sonstigen, biotechnologisch aktiven Firmen in der Chemie- und Pharmaindustrie, so dass die deutsche Biotech-Branche insgesamt 42.280 Arbeitsplätze vorweisen kann.  


Abbildung: Anzahl der Mitarbeiter in deutschen Biotech-Unternehmen
(in blau: in dedizierten Biotech-Unternehmen; in orange: in sonstigen biotechnologisch aktiven Unternehmen)


Doppelt so viele Start-ups

2016 zeigte sich zudem eine Trendwende bei den Start-ups. So hat BIOCOM 20 Unternehmen gezählt, die 2016 ihre Geschäfte aufgenommen haben – ein Wert, der zuletzt im Jahr 2012 erreicht wurde. „Im Vorjahr hatten wir zum gleichen Zeitpunkt nur zehn Firmen, deren Anzahl sich im Jahresverlauf auf 17 erhöht hat. Dass wir nun bereits doppelt so viele sehen, deutet auf einen positiven Trend hin“, erläutert
Sandra Wirsching, bei der BIOCOM AG für den Report zuständig. 

Abbildung: Regionale Verteilung der deutschen Biotech-Unternehmen und der Mitarbeiter im Jahr 2016

Positives Finanzierungsumfeld

Bei den Finanzierungen konnte 2016 zwar nicht mit dem Rekordjahr 2015 mithalten, dennoch haben die Firmen mit insgesamt 505 Mio. Euro mehr Kapital eingeworben als in den Jahren 2012 bis 2014. Etliche Unternehmen konnten zweistellige Finanzierungsrunden einwerben, darunter mit iOmx Therapeutics aus München sogar eine Erstfinanzierung. Vor allem ausländische Investoren sind hierbei kräftige Zugpferde, so dass die Branche immer seltener von einigen wenigen biotech-affinen Milliardären abhängig ist. An 8 von 21 Finanzierungsrunden waren Kapitalgeber aus dem Ausland beteiligt. Darüber hinaus konnten mehrere Unternehmen millionenschwere Lizenzdeals vereinbaren, darunter Medigene mit Bluebird Bio (917 Mio. Euro), BioNTech mit Genentech (278 Mio. Euro) und Proteros mit MSD (157 Mio. Euro).

Abbildung: Finanzierungsquellen deutscher Biotech-Unternehmen